
Dr. Marcel Streng
wiss. MitarbeiterCharité - Universitätsmedizin Berlin
Thielallee 71
14195 Berlin
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Expertise
Marcel Streng arbeitet seit August 2023 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am medizinhistorischen Institut der Charité. Er forscht in einem von der DFG geförderten Drittmittelprojekt (Eigene Stelle) zur „Therapeutisierung des Strafvollzugs in Westdeutschland, 1961-1985: Der Fall Nordrhein-Westfalen“.
Aktuelles Forschungsprojekt
In seinem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sich Marcel Streng mit der Reform des Strafvollzugs in Westdeutschland zwischen Mitte der 1960er und Mitte der 1980er Jahre. Anhand des nordrhein-westfälischen Gefängnissystems geht es um die Frage, wie sich politische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Reformbestrebungen auf die Praktiken im Vollzug auswirkten. Welche Folgen hatten landes- und bundespolitische Weichenstellungen wie das 1977 in Kraft tretende Strafvollzugsgesetz in den Anstalten? Wie wurden neue Vorgaben für therapeutische, (sozial)pädagogische, seelsorgerische, ärztliche Betreuung umgesetzt? Wie veränderten sich Rekrutierungs-, Aus- und Fortbildungswege für Vollzugsbeamt:innen? Jenseits der seit den 1980er Jahren in kriminalpolitischen Milieus oft geäußerten Klage über das „Scheitern“ der Vollzugsreform, freilich auch diesseits allzu optimistischer Erfolgsmeldungen hinsichtlich Resozialisierung und Rückfallprävention, geht es um die Folgen einer gesellschaftspolitischen Reformbewegung Anfang der 1970er Jahre, deren Relevanz über das Feld des Strafvollzugs hinausreichte.
Forschungsschwerpunkte
- Zeitgeschichte des Strafvollzugs in West- und Ostdeutschland
- Körpergeschichtliche Perspektiven im 19. und 20. Jahrhundert
- Politik- und Wissensgeschichte kommunaler Lebensmittelmarkt- und Gewerbeordnung im 19. Jahrhundert, insbesondere in Frankreich und Deutschland
- Sozialgeschichte des Wirtschaftens („économie des conventions“)
- Geschichte von Viktimologie, Viktimisierung und Viktimität in Deutschland seit den 1970er Jahren
- Zeitgeschichte der forensischen Kinder- und Jugendpsychiatrie
Ausgewählte Publikationen
Streng, M., Prison Labour, Psy-Sciences, and the Government of the Inmate in both German states since the 1970s, in: Geschichte und Gesellschaft 48 (2022), S. 220-246.
Streng, M., The Concept of ‘Leidensdruck’ in West German Criminal Therapy, 1960–85, in: Rob Boddice/Bettina Hitzer (Hg.), Feeling Dis-ease in Modern History: Experiencing Medicine and Illness, London 2022, S. 175-192.
Geisthövel, A., Streng, M., All you can treat. Therapeutisierungsprozesse im 20. Jahrhundert, in: Historische Anthropologie 27 (2019) 2, S. 296-309.
Vogel, J., Salais, R., Streng, M. (Hg.), Qualitätspolitiken und Konventionen. Die Qualität der Produkte in historischer Perspektive, Wiesbaden 2019.
Streng, M., Subsistenzpolitik im Übergang. Die kommunale Ordnung des Brot- und Fleischmarktes in Frankeich (1946–1914), Göttingen 2017 (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 221).
Lebenslauf Dr. Marcel Streng
Marcel Streng ist Historiker. 2014 promovierte er an der Universität Bielefeld zur Geschichte gesellschaftlicher Konflikte um die Grundversorgung mit Lebensmitteln und den Wandel kommunaler Handels- und Marktordnungen in Frankreich zwischen 1846 und 1914. Sein Promotionsprojekt war Teil des SFB 584 "Das Politische als kommunikativer Raum" (2004-2008) an der Bielefelder Universität.
Anschließend arbeitete Marcel Streng am Historischen Seminar der Universität zu Köln (2009-2011), als Fellow am Ludwig-Boltzmann-Institut für Europäische Öffentlichkeit in Wien (11/2011), am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin (2018) im HERA-Projekt "Disentangling European AIDS/HIV Policies: Activism, Citizenship, and Health Care (EUROPACH)" und an der Forschungsstelle "Geschichte der Bildung" am Institut für Erziehungswissenschaft und Pädagogik der Universität Halle-Wittenberg (2023).
Von 2012 bis 2013 war Marcel Streng als Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Soziologie an der Fachhochschule Düsseldorf tätig, seit 2019 ist er Lehrbeauftragter am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universität Düsseldorf.