
Dr. Fruzsina Müller
wiss. MitarbeiterinCharité - Universitätsmedizin Berlin
Thielallee 71
14195 Berlin
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Expertise
Fruzsina Müller forscht seit ihrer Promotion 2016 zu Themen der Krankenhaus-, Pflege- und Medizingeschichte sowie zur Geschichte sexualisierter Gewalt. Dabei liegt ihr Schwerpunkt in der europäischen Zeitgeschichte mit einem Fokus auf (das geteilte) Deutschland und Ungarn. Sie ist seit Juni 2023 Mitglied im Projektverbund „Leviathan“, in dem sie zur europäischen Syphilisbekämpfung der Nachkriegszeit, zur Penicillinherstellung und zum Umgang mit geschlechtskranken Patient:innen in ausgewählten europäischen Ländern forscht.
Aktuelles Forschungsprojekt
Das Projektvorhaben „Syphilisbekämpfung in Europa nach 1945: Gesundheitserziehung, Antibiotikaherstellung und (Zwangs-)Behandlung“ legt den Fokus erstens auf die Frage, wie sich das Antibiotikum Penicillin über die politischen Grenzen des Kalten Krieges hinweg verbreitete. Penicillin machte Syphilis das erste Mal zu einer relativ leicht heilbaren Krankheit, doch dessen (patentierte) Herstellung und Lagerung musste gelernt, finanziert und aufrechterhalten werden. Zweitens interessiert der Umgang mit Syphilis, nachdem die Antibiotikabehandlung eingeführt worden war. Bis dahin hatte es sich um eine ansteckbare Krankheit gehandelt, deren Träger:innen als Gefahr für die Gesundheit der Gesellschaft galten. Sie wurden oft zwangsbehandelt und isoliert. Dass diese Praxis mit der Behandelbarkeit von Syphilis nicht aufhörte, zeigen die geschlossenen venerologischen Stationen in der DDR, die bis in die 1980er Jahre bestanden.
Forschungsschwerpunkte
- Geschichte der Pflege, insbesondere Diakonissen und migrantische Krankenpflegekräfte
- Krankenhausgeschichte, insbesondere evangelische Krankenhäuser
- Sexualisierte Gewalt in (evangelischen) Institutionen
- Europäische Staatssozialismen (insbesondere Ungarn und DDR)
Ausgewählte Publikationen
Müller, F. (2023) Das Leipziger Diakonissenhaus. Eine evangelische Schwesternschaft und ihr Krankenhaus in der Stadtgeschichte. Leipzig, Leipziger Universitätsverlag (im Druck).
Müller, F., Bluhm, S., Kessl, F. und Lorenz-Sinai, F. (2023) Aufarbeitung der gewaltförmigen Konstellation der 1950er Jahre im evangelischen Schülerheim Martinstift in Moers. Wuppertal, Bergische Universität Wuppertal, https://doi.org/10.25926/ktsm-zn53 (open access).
Müller, F. (2021) Protestant Nursing in Crisis? The Shortage of Deaconesses in the GDR Using the Example of the Evangelisch-Lutherisches Diakonissenhaus Leipzig. In: European Journal for Nursing History and Ethics, 3/2021, https://www.enhe.eu/archive/2021/5474/view?set_language=en (open access, peer-reviewed).
Müller, F. (2021) Das Leipziger Diakonissenhaus im Nationalsozialismus in geschlechtergeschichtlicher Perspektive. In: Markwardt, Müller, Westfeld (Hg.): Konfession und Wohlfahrt im Nationalsozialismus. Beispiele aus Mittel- und Ostdeutschland, Berlin, Duncker&Humblot, 195-227.
Müller, F. (2017) Jeanssozialismus. Konsum und Mode im staatssozialistischen Ungarn, Göttingen, Wallstein
Lebenslauf Dr. Fruzsina Müller
Fruzsina Müller wurde 1981 in Budapest/Ungarn geboren. Sie studierte dort und in Leipzig Germanistik und Journalistik und promovierte 2016 in der vergleichenden Kulturgeschichte an der Universität Leipzig. Zwischen 2016 und 2020 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Leipziger Diakonissenhaus und erarbeitete mehrere Ausstellungen, Publikationen und eine Monographie zu dessen Geschichte. Zuletzt war sie an der Bergischen Universität Wuppertal für die historische Aufarbeitung eines rheinischen Missbrauchsfalls in der evangelischen Kirche tätig. Aktuell forscht sie zu Krankenpfleger:innen mit Migrationserfahrung sowie zur Syphilisbehandlung im Nachkriegseuropa. Als Mitglied eines Initiativkreises setzt sie sich seit mehreren Jahren für einen Gedenkort für die ehemalige Städtische Arbeitsanstalt in Leipzig ein.
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www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/med/profs/professur-fur-ethik-der-medizin/team/fruzsina-muller/