
Riskante Hormone, schwangere Patientinnen und die umstrittene Forschung zu angeborenen Fehlbildungen
Aufstieg und Fall hormoneller Schwangerschaftstests in der Bundesrepublik und Großbritannien, 1950–1981
Risky Hormones (project homepage in English)
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Riskante Hormone, schwangere Patientinnen und die umstrittene Forschung zu angeborenen Fehlbildungen
Dieses Projekt untersucht den Aufstieg und Niedergang von hormonellen Schwangerschaftstests (hormone pregnancy tests, HPTs) in Zusammenarbeit mit Patient:innengruppen.
Aus heutiger Perspektive mag es kaum vorstellbar sein, dass Ärzt:innen je Hormontabletten als Schwangerschaftstests verschrieben, doch kamen HPTs in den 1950er bis 1980er Jahren tatsächlich bei Millionen Frauen weltweit zur Anwendung. In der Zusammensetzung ident mit der heutigen Antibabypille, lösten HPTs menstruationsartige Blutungen aus, deren Ausbleiben eine Schwangerschaft anzeigte. Ab 1967 gerieten HPTs zunehmend in Verdacht, für eine Reihe angeborener Fehlbildungen verantwortlich zu sein, ähnlich jenen, die durch das berüchtigte Beruhigungsmittel Thalidomid verursacht worden waren. 1978 schlossen sich britische und westdeutsche Eltern von Kindern mit Fehlbildungen zusammen, deren Mütter während der Schwangerschaft HPTs eingenommen hatten, um rechtliche Schritte gegen den Hersteller, Schering AG, einzuleiten.
Inzwischen sind HPTs seit Jahrzehnten vom Markt verschwunden, doch haben Archivfunde Kampagnen, wie auch juristische und wissenschaftliche Untersuchungen kürzlich neu entfacht.
Ziel unseres Projektes ist ein differenzierteres historisches Verständnis von HPTs, um auf diesem Weg einen tieferen Einblick in die westdeutschen Ursprünge der Antibabypille sowie internationale Debatten zur Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft und zum Spektrum Fehlbildungen ‚nach Thalidomid‘ zu gewinnen.
Workshop zu "Risky Hormones" am 4.-6. Mai 2022
Projektinfos
Förderinstitution: DFG und AHRC
Projektleitung: Prof. Dr. Birgit Nemec, Dr. Jesse Olszynko-Gryn
Mitarbeiterinnen: Sophia Wagemann, Anja Suter
Studentische Hilfskraft: Philipp Gutsche
Laufzeit: 2020 – 2025
Kontakt
Co-Leitung des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Professur für Geschichte der Medizin



