
Abgeschlossene Forschungsprojekte des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
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Deutsch-deutsches Gesundheitsabkommen
Projektbeschreibung
Das von der DFG geförderte Forschungsprojekt „Medizinische Verflechtung im Kalten Krieg: Vorgeschichte, Aushandlung und Alltag des deutsch-deutschen Gesundheitsabkommens“ untersucht die Rolle des 1974 zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland unterzeichneten Gesundheitsabkommen in den innerdeutschen Beziehungen während des Kalten Krieges und berücksichtigt dabei medizin-, politik- und alltagsgeschichtliche Aspekte.
Als erstes Folgeabkommen des 1972 geschlossenen Grundlagenvertrags regelte das Gesundheitsabkommen praktische und humanitäre Fragen in der Zusammenarbeit der beiden deutschen Teilstaaten auf medizinischem Gebiet. Es sah insbesondere die Gewährung stationärer und ambulanter Hilfe im grenzüberschreitenden Besuchsverkehr, die Durchführung von Spezialbehandlungen, den Austausch von Arzneimitteln sowie die Zusammenarbeit bei der Drogen- und Rauschmittelbekämpfung vor.
Projektziele
Das Projekt will 1) die Vorgeschichte zentraler Verhandlungsgegenstände des Abkommens herausarbeiten und die Ziele und Motive der beiden Vertragspartner evaluieren, es will 2) den Aushandlungsprozess sowie den Diskurs in Politik und Öffentlichkeit nachzeichnen und es will 3) die konkrete Umsetzung des Abkommens im Alltag qualitativ untersuchen. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, in welchem Umfang sich das formal auf der Grundlage der Gegenseitigkeit geschlossene Abkommen in der Praxis als einseitiger Transfer oder asymmetrische Verflechtung erweist.
Projektinfos
Projektleitung und wiss. Bearbeitung: Dr. Annette Hinz-Wessels
Förderung: DFG – Sachbeihilfe (eigene Stelle)
Laufzeit: 09/2018 – 08/2021
Kontakt
wiss. Mitarbeiterin
Arzneimittelprüfungen an Kindern und Jugendlichen
Das Forschungsprojekt befasst sich mit den Arzneimittelprüfungen der von Merck vertriebenen Präparate Decentan® und Encephabol® in Kinderheimen sowie in Behinderten- und psychiatrischen Einrichtungen für Kinder- und Jugendliche in den 1950er bis 1970er Jahren.
Ziel des Projekts
Das Vorhaben nimmt in einer Forschungskooperation mit der Fa. Merck eine kritische Überprüfung der Forschungs- und Testpraktiken der Firma Merck in den 1950er und 1960er Jahren vor. Dabei stehen vor allem zwei Präparate im Fokus: Zum einen der Provitamin-Komplex B6 Encephabol und das Neuroleptikum Decentan (Wirkstoff: Perphenazin).
Ziel des Projekts ist eine systematische Evaluation aller archivalisch verfügbaren Firmen-Unterlagen, ob und in welchem Maßstab damals existierende ethische Standards klinischer (Wirkstoff-) Forschung in Bezug der Auswahl von Probanden (Kinder- und Jugendliche) und Aufklärung (informed consent) vernachlässigt, missachtet oder umgangen wurden.
Projektinfos
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Ulrich Meyer, Dr. Axel Hüntelmann, Dr. Uwe Kaminsky
Laufzeit: 1. September 2020 bis 31. August 2022
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
„Doing Patient. Psychotherapeutische Selbstberichte aus der DDR“
Zielsetzung von "Doing Patient"
Das Forschungsprojekt „Doing Patient. Psychotherapeutische Selbstberichte aus der DDR“ verfolgt eine praxeologische Perspektive auf die Patient:innengeschichte der DDR-Psychiatrie und -Psychotherapie.
Praktik des psychotherapeutischen Schreibens
Im Fokus steht eine Praktik psychotherapeutischen Schreibens im Rahmen der für die DDR zentralen dynamischen Gruppenpsychotherapie an der Psychiatrischen und Nervenklinik der Charité in den 1970er Jahren. Mit der Figur des Doing Patient wird der Frage nachgegangen, wie sich Patientinnen und Patienten als Subjekte durch Praktiken konstituieren und wie diese Praktiken vice versa als Teil des Prozesses der Subjektwerdung verstanden werden können.
Das Projekt knüpft an das Vorgängerprojekt "Retrieving Alternatives" an.
Projektinfos
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Henriette Voelker
Laufzeit: 2022
Förderung: DFG
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
Retrieving alternatives. Pluralism in practice in European psychiatry, 1950-1980
This transnational project lays the foundations for the history of psychiatric practices at the time of the rise of modern psychopharmacology. Focusing on the diversity of Continental Europe’s post-war psychiatry will challenge both the biological-Kraepelinian paradigm (with its drug-related diagnostic and therapeutic corollaries) and its side-lined “alternatives” in diagnosis, therapy, and physician-patient relationships.
Case Studies
Using enhanced quantitative and qualitative methodologies, this study will reconstruct the clinical activities in five psychiatric settings in Europe, representative of the broad spectrum of the “spaces of alternatives” composing the psychiatric panorama of the time:
• the psychoanalytic approaches which blossomed in post-WW2 France with the Strasbourg case; • the concept of therapeutic community implemented by Franco Basaglia in Gorizia (Italy); • the socio-psychiatric care system of the Paris “secteurisation”; • the hermeneutical-anthropological conceptions from Heidelberg; • Karl Leonhard’s “nosological gardening” combining fine-grained neuropathology with individual therapy at the Charité in East-Berlin.
Reconstructing Heterogenous Psychiatric Practices
Combining analysis of patient files, institutional records, and specialist discourses will lead to a finer-textured picture of the variety of psychiatric practices comprising interaction techniques, diagnostic and therapeutic strategies, and institutional routines.
Reconstructing the pluralism will help reinforce the reflexivity of contemporary psychiatric practices and mental health professionals in continental Europe. In consequence, re-examining the diversity in European psychiatry will also give insight into what we may call the European exercise of pluralism.
Projektinfos
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Dr.Gundula Gahlen, Henriette Voelker
Laufzeit: 2019 - 2022
Förderung: DFG/ANR
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
Zweierlei Maß? Forensische Psychiatrie und Strafrechtsreform in Berlin, 1960-1980
Forensik in Berlin
Das Projekt untersucht Institutionen, Verfahren und Praktiken der forensisch-psychiatrischen Begutachtung in der DDR und der BRD zwischen Ende der 1950er Jahre und 1980.
Projektinfos
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Alexandra Geisthövel
Laufzeit: 02/2018 - 02/2021
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess | Dr. Rainer Herrn
Geschichte des Arzneimittels Thalidomid (Contergan)
Über das Projekt: der Wirkstoff Thalidomid
Der Wirkstoff Thalidomid wurde im Jahr 1961 aufgrund der durch ihn verursachten Fehlbildungen des menschlichen Embryos bekannt. Die von der öffentlichen Skandalisierung geprägte Wahrnehmung der 1960er Jahre fand ein weltweiches Echo. Seit dieser Zeit gilt Thalidomid als herausragendes Beispiel für die unzulängliche Kontrolle von Arzneimittelnebenwirkungen und als Ausgangspunkt für die Entwicklung der rezenten Arzneimittelgesetzgebung. Trotz ihrer globalen Dimension wird die Geschichte thalidomidhaltiger Medikamente oft aus der jeweiligen Perspektive der besonders betroffenen Länder betrachtet, so dass das Gesamtthema tendenziell als die Summe derjenigen nationalen Geschichten erscheint, über die journalistische oder wissenschaftliche Veröffentlichungen vorliegen.
Fragestellungen zur Wirkungsgeschichte von Thalidomid
Das Projekt "Geschichte des Arzneimittels Thalidomid (Contergan)" untersucht drei Dimensionen einer globalen Wirkungsgeschichte des Arzneimittels Thalidomid in dem Zeitraum von 1955 bis 1965
1. die internationale Vermarktung und Distribution thalidomidhaltiger Medikamente
2. das Bekanntwerden der teratogenen Wirkung und die weltweite Verteilung der so entstandenen Fehlbildungen
3. die unmittelbaren Reaktionen der relevanten Akteure und Institutionen hinsichtlich der Zurücknahme und Kontrolle thalidomidhaltiger Medikamente
Projektziele
Ziel des Projektes ist es, die transnationalen Strukturen des pharmazeutischen Marktes in den Jahren um 1960 aus der Perspektive eines Wirkstoffes ("drug trajectory") zu analysieren. Die Rekonstruktion seiner Geschichte bildet die Grundlage für die Untersuchung der zeitlichen Entwicklung und der räumlichen Muster der aufgetretenen teratogenen Schäden. Somit wird die Frühphase der globalen Geschichte thalidomidhaltiger Medikamente erstmalig in ihren wesentlichen Zügen präsentiert werden können. Dabei werden Verbindungen zur nachfolgenden Entwicklung dieser Medikamente zu verdeutlichen sein, auch wenn ihr Einsatz in der Behandlung von Lepra seit Mitte der 1960er Jahre und die zunehmende Erweiterung ihrer Indikationsgebiete seit den 1990er Jahren selbst nicht Gegenstand dieses Projekts sind.
Publikationen
Ludger Wimmelbücker: Grippex 1956-1961. Ein anderer Blick auf die Geschichte thalidomidhaltiger
Medikamente in der Bundesrepublik Deutschland. In: Thomas Großbölting/Niklas Lenhard-Schramm (Hg.), Contergan – Hintergründe und Folgen eines Arzneimittel-Skandals. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2017, S. 167-203
Julie Parle, Ludger Wimmelbücker: ‘These Are the Medicines That “Make” Monsters’: Thalidomide in Southern Africa, 1958–196. In: Social History of Medicine (in print)
Projektinfos
Titel: "Ways of globalization – Die internationale Vermarktung und Kontrolle thalidomidhaltiger Medikamente"
Dr. Ludger Wimmelbücker | wiss. Projektmitarbeiter
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Thielallee 71
14195 Berlin
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) | Laufzeit:06/2014 - 02/2021
"Leid und Unrecht" in Kinder- und Jugendlichenheimen
Wissenschaftliche Aufarbeitung des Leid und Unrechts, das Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe und stationären psychiatrischen Einrichtung in der Zeit vom 23. Mai 1949 bis 31. Dezember 1975 (BRD) und vom 7. Oktober 1949 bis 2. Oktober 1990 (DDR) erfahren haben.
Der Forschungsbericht steht auf der Website der "Stiftung Anerkennung und Hilfe" zum Download bereit.
Projektinfos
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Laura Hottenrott
Laufzeit: 01/2018 - 07/2020
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
Verfolgte Ärzte und Ärztinnen des Berliner städtischen Gesundheitswesens (1933 bis 1945)

Unmittelbar nach der NS-Machtübernahme kam es auch auf dem Gebiet der Gesundheitspolitik und im öffentlichen Gesundheitswesen zu tiefgreifenden Umbrüchen. Auf der Grundlage des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April 1933 wurden jüdische und politisch missliebige Ärztinnen und Ärzte aus dem staatlichen und kommunalen Gesundheitswesen entfernt. Die Entlassungen bildeten den Auftakt zu einer Politik systematischer Entrechtung und ökonomischer Ausgrenzung, die 1938 mit dem Entzug der Approbation für alle jüdischen Mediziner einen vorläufigen Schlusspunkt fand. Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte mussten emigrieren, töteten sich selbst oder wurden schließlich Opfer der Shoah.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Historischen Kommission zu Berlin wurden die Schicksale der verfolgten Ärztinnen und Ärzte im städtischen Gesundheitswesen Berlins umfangreich recherchiert und sind in einer Internet-Datenbank der Öffentlichkeit zugänglich. Zum Abschluss des Projektes erschien 2018 das umfassende Gedenkbuch „und dürfen das Krankenhaus nicht mehr betreten“. Der Ausschluss jüdischer und politisch unerwünschter Ärzte und Ärztinnen aus dem Berliner städtischen Gesundheitswesen 1933–1945 von Susanne Doetz und Christoph Kopke.
weitere Informationen
zur Datenbank
Kontakt
Dr. Susanne Doetz
Dr. Christoph Kopke
Laufzeit:2.2012 - 9.2013
Förderung: Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
50 Jahre Klinikum Steglitz
1968 wurde das "Klinikum Steglitz" eröffnet, das anfangs vor allem der medizinischen Unterversorgung im Westen Berlins entgegenwirken sollte. Schon bald entwickelte sich das heutige Klinikum Benjamin Fanklin zur modernsten und größten Einrichtung ihrer Zeit in Europa.
Initiiert von Prof. Dr. Thomas Beddies und Dr. Andreas Jüttemann, wird das Jubiläum in diesem Jahr begangen mit einer Ausstellung und einer Reihe von Veranstaltungen - u.a. mit vielen Begegnungen und Geschichten von Wegbegleitern des CBF.
Videos
Architektour
Zeitzeugeninterviews der Bürgerausstellung:
https://www.facebook.com/ChariteUniversitaetsmedizinBerlin/videos/569847433430307?sfns=mo
Nachlese
Auftaktworkshop vom 02.11.2017
Bericht zum Auftaktworkshop (HSozKult 31.01.2018)
"1968" und die Medizin - Symposium Oktober 2018 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Krankenhausgeschichte e.V. (siehe auch hier: Download Flyer)
Tagungsbericht zu "1968 und die Medizin“: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-8113
Presse
Forschen! Heilen! Lehren! - Tagesspiegel vom 17.04.2018
50 Jahre Klinikum Steglitz - Radio Berlin 08.10.2018
Eine Ausstellung zum Fünfzigsten - Tagesspiegel vom 11.10.2018
50 Jahre Charité Campus Benjamin Franklin - Berliner Woche vom 08.10.2018
Benjamin Franklin Klinikum ist Vorbild - Berliner Morgenpost vom 07.09.2018
Berlin feiert 50 Jahre Klinikum Steglitz - Tagesspiegel vom10.11.2017
https://www.rbb-online.de/auf-leben-und-tod/die-charite/2--staffel/die-charite-auf-leben-und-tod-3-5.html - RBB Fernsehen, Charité auf Leben und Tod, Folge 3/Staffel 2 (ab Min 14:20)
Publikationen
Finja Wicke, Andreas Jüttemann: Die Eröffnung des Klinikums Steglitz im Zeichen der Studentenbewegung
Dana Lehmann: 50 Jahre Klinikum Benjamin Franklin. Die Geschichte der Luftrettung am Klinikum Steglitz
Patrizia Beier, Andreas Jüttemann: Brutal schön: das Benjamin-Franklin-Klinikum in Berlin-Steglitz
Jonathan Jeutner (Hg.): Ein Bollwerk im Kalten Krieg. Der Bau des Klinikums Benjamin Franklin
Andreas Jüttemann: Grundversorgung Fassade
Festschrift zum 50. Geburtstag des Klinikums Steglitz: „Alles unter einem Dach“ (erscheint 4/2019)
Kontakt
Prof. Dr. Thomas Beddies
Dr. Andreas Jüttemann
Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Thielallee 71
14195 Berlin
Papertechnology: Wege des ärztlichen Wissens - How physicans know, 1550-1950
Wege des ärztlichen Wissens - How physicans know, 1550-1950
Ziel des 5-jährigen Forschungsprojekts zur Geschichte der ärztlichen Aufschreibepraxis ist es, die Bedeutung und Funktion der Papiertechniken am Beispiel der Medizin aufzuzeigen.
Wie formen die alten Techniken aus Stift und Papier das heutige Wissen – und unsere moderne Welt? Heute kommen im Labor und am Krankenbett, im Unterricht und in der Forschung zunehmend elektronische Aufzeichnungstechniken und digitale Medien zum Einsatz. Papier verschwindet.
Aus dieser Perspektive einer longue duree konzentrieren wir uns auf die historischen Wege des ärztlichen Wissens im Zeitraum von 1550 bis 1950. Damit eröffnet das Forschungsvorhaben einen neuen, umfassenden historischen Zugang zu etwas, das wir eher als "Gesellschaftswissen" denn als "Sozialgeschichte des Wissens" (Burke 2000) begreifen: die Geschichte der Wissensgesellschaft.
Forschungsgegenstand sind frühneuzeitliche Observationen und moderne Krankenakten, Lepraschauzettel und Impfbescheinigungen, forensische Gutachten und fachärztliche Expertisen – kurzum das ganze Spektrum der ärztlichen Beobachtung.
Leitung:
Prof. Dr. Volker Hess | Dr. Andrew Mendelsohn
MitarbeiterInnen:
Oliver Falk | Dr. Alexa Geisthövel | Dr. Axel Hüntelmann | Johannes Kassar | Dr. Saskia Klerk
Prof. Alix Cooper | Dr. Laura Di Giammatteo | Dr. Ruth Schilling
Laufzeit: 2012 - 2017
Förderung: ERC
Klinische Arzneimittelforschung in der DDR
Klinische Arzneimittelforschung in der DDR, 1961-1989: Ausgangsfrage
In der DDR wurden zwischen Mauerbau und Mauerfall etwa 500 Arzneimittelstudien im Auftrag westlicher Pharmaunternehmen durchgeführt. Diese staatlich kontrollierte und durch das Ministerium für Staatssicherheit beaufsichtigte klinische Auftragsforschung (contract research) war seit dem Mauerfall wiederholt Thema einer breiten Öffentlichkeit, obwohl über die Hintergründe, Vergabe und Planung, die Durchführung, Auswertung und Verwendung dieser Studien bislang wenig bekannt ist. Das Forschungsprojekt will zu einer Versachlichung der öffentlichen Diskussion beitragen. Erreicht werden soll dieses Ziel durch Einbeziehung aller verfügbaren Quellen (Bundesarchiv, BStU, Krankenblattarchive, Firmenarchive). Ergänzt und abgeglichen wird die archivalische Überlieferung mit Zeitzeugeninterviews.
Projektziele
Das beantragte Vorhaben will mit der historisch-kritischen Aufarbeitung dieser Auftragsstudien
1. einen gesicherten Kenntnisstand/Überblick über diese Arzneimittelversuche herstellen
- Erfassung aller in der DDR von Westfirmen in Auftrag gegebenen klinischen Arzneimittelstudien
- historische Einbettung der Auftragsforschung in der DDR
2. die ethisch fragwürdigen oder problematischen Aspekte dieser Versuche identifizieren und beurteilen
- exemplarische Fallstudien
- bekannt gewordene Einzelfälle
3. die wissenschaftliche Unabhängigkeit garantieren und wissenschaftliche Aufarbeitung der Öffentlichkeit zugänglich machen
- Wissenschaftlicher Beirat
- technischer Begleitausschuss
4. ein kooperatives Forschungsnetzwerk für die Erforschung der Arzneimittelversuche etablieren
- Aufbau eines Gesprächskreises
- Koordinierung von weiteren Einzelstudien (Projektstruktur)
Klinische Arzneimittelforschung in der DDR, 1961-1989
Ein Forschungsprojekt des Instituts für Geschichte der Medizin der Charité, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, der Bundesärztekammer, den Landesärztekammern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Saarland, Sachsen , dem Verband forschender Arzneimittelhersteller, dem Bundesverband der pharmazeutischen Industrie und der Bundesstiftung Aufarbeitung.
Leitung: Prof. Dr. Volker Hess
Laura Hottenrott | Peter Steinkamp | Dr. Florian Bruns
Projektlaufzeit: 6/2013 - 12/2015
Öffentlicher Gesundheitsdienst im Nationalsozialismus (ÖGD)
Die Rolle des ÖGD im NS
Dem Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) kam spätestens seit seiner Neustrukturierung mit dem Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens (GVG) im Juli 1934 eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der biologistischen bevölkerungspolitischen Vorstellungen und Zielsetzungen des nationalsozialistischen Staates in Form der "Erb- und Rassenhygiene" zu.
Zum Hintergrund
Mit dem Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens (GVG) wurde eine seit der Weimarer Republik im Grundsatz angestrebte Reform des kommunal strukturierten und von verschiedensten Einrichtungen getragenen Öffentlichen Gesundheitswesen seit 1935 im Sinne des nationalsozialistischen Staates umgesetzt, das Gesundheitswesen mit der Schaffung von Gesundheitsämtern und der Funktion des Amtsarztes aus der Perspektive des neuen Staates zentralistisch organisiert.
Vorhandene Arbeitsbereiche blieben dabei weitgehend unangetastet. Vor allem aber wurden alle, mit der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik erhobenen Ansprüche und Entscheidungen im Zusammenhang mit dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" (GzVeN) und die damit verbundenen Sterilisierungen und vieles andere mehr den mit neuen Aufgaben versehenen bzw. neu eingerichteten Institutionen "Gesundheitsamt" und "Amtsarzt" übertragen. Schließlich waren Amtsärzte an der Umsetzung der sogenannten "Kindereuthanasie" beteiligt und in die Selektion zur Räumung von Krankenanstalten, mit der ausgewählte Insassen der sogenannten "Euthanasie" zugeführt wurden, involviert.
Wanderausstellung "Volk Gesundheit Staat"
Hans Bergemann, Dr. Sabine Schleiermacher
Volk Gesundheit Staat - Gesundheitsämter im Nationalsozialismus
Berichte und Dokumente zur Zeitgeschichte 10
Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin/Forschungsschwerpunkt Zeitgeschichte. Berlin 2019
Die Wanderausstellung - präsentiert auf dem 69. Wissenschaftlichen Kongress des BVÖGD (04.-06.April 2019) - präsentiert Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Der Öffentliche Gesundheitsdienst in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Beispiele Thüringen und Württemberg"
Wiss. Bearbeitung: Dr. Sven Kinas
Leitung: PD Dr. Sabine Schleiermacher
Forschungsschwerpunkt Zeitgeschichte der Medizin
Förderung: Bundesverband der Ärzte und Ärztinnen des öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V. (BVÖGD), Bundesministerium für Gesundheit
Shaping Demographies
Der Statistiker, Ökonom und Demograph Robert René Kuczynski in Deutschland, den USA und Großbritannien (1890er bis 1950er Jahre)
- an der Schnittstelle zwischen Wissenschaftsgeschichte und Biographik
- (trans-)nationale Ausformungsprozesse der Demographien
- multidisziplinäre Verankerungen und Institutionalisierungsversuche, Konkurrenzen und Kooperationen, Prognosen, Expertisen und Politik
Der aus einer jüdischen Bankiersfamilie in Berlin stammende Robert René Kuczynski befasste sich als Ökonom und Statistiker früh mit Bevölkerungsfragen, unter anderem im Rahmen seiner Arbeit als Städtestatistiker. Er machte das Modell der Nettoreproduktionsrate (NRR), das eng an die amtliche vitalstatistische Erfassung gekoppelt war, international bekannt. Mit der Prognose eines ‚Aussterbens der weißen Völker‘ stand er nicht allein und gab mit der NRR in nationalen wie internationalen Foren wichtige Impulse in methodischen, theoretischen und politischen Diskussionen über demographische Entwicklungen. Durch das Nachvollziehen von Kuczynskis beruflichem Werdegang werden unterschiedliche Denktraditionen, Konkurrenzverhältnisse und Verdrängungsprozesse auf nationalen wie internationalen Ebenen sichtbar. Trotz langjähriger beruflicher Tätigkeit in den USA ging er nach seiner Flucht aus Deutschland 1933 nicht dorthin, sondern nach England, wo er Anstellung an der London School of Economics fand. Für kurze Zeit wurde er Reader in Demography, bevor er sich der Demographie des britischen Kolonialreiches zuwandte.
Methodisch wird auf das Instrumentarium eines akteurszentrierten Ansatzes im Zusammenspiel mit Aspekten des jeux d´échelles und der histoire croisée zurückgegriffen. Neben der ideengeschichtlichen Entwicklung stehen Fragen der persönlichen wie institutionellen Ressourcen bei der Herausbildung der demographies im Fokus. Der Analysezeitraum umfasst die gesamte berufliche Laufbahn Kuczynskis, wird jedoch in zwei Teilprojekten bearbeitet. Diese sind inhaltlich aufeinander bezogen und werden in enger Kooperation erarbeitet. Zentraler Quellenbestand ist der in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin aufbewahrte Kuczynski-Nachlass, weitere Materialien kommen aus Archiven in Deutschland, Großbritannien, den USA, Paris, Genf und Rom.
Shaping demographies
Wiss. Bearbeitung:
Projekt A: Dr. Ursula Ferdinand | Projekt B: Lukas Cladders
Leitung: Prof. Dr. Sabine Schleiermacher
Forschungsschwerpunkt Zeitgeschichte der Medizin
Laufzeit: 2015 - 2019
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Early Psychosis
"Psychiatric fringes – An historical and sociological investigation of early psychosis and related phenomena in post-war French and German societies"
- Konzepte von "beginnender Schizophrenie" und Psychosen
- histoire croisée als methodischer Zugang
- ein deutsch-französisches Projekt, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Agence Nationale de la Recherche (ANR)
Das Projekt Early Psychosis
Psychosen, speziell die Schizophrenie waren Gegenstand einer Auseinandersetzung, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts sowohl in Frankreich als auch in Deutschland intensiv geführt worden ist.
Krankheitsbeginn, Symptomatik, Früherkennung sowie Prävention standen im Mittelpunkt der Debatten, die in den Konzepten von "beginnender Schizophrenie" (Conrad 1958), der "Basissymptome" (Gerd Huber, 1966/71), "Schizophrenie incipiens" (Henri Ey, 1955) oder der "Psychose froide" (Evelyne Kestenberg, 1972) ihren Ausdruck fanden.
Historischer Kontext
Wie diese Ideen um eine Early Psychosis in Deutschland und Frankreich miteinander ausgehandelt wurden, um eine zentrale internationale Rolle in der Medizin und Gesundheitspolitik von heute zu erhalten, wird das Projekt mit dem methodischen Zugang der histoire croisée, der Verflechtungsgeschichte, verfolgen. Der zeitgeschichtliche Kontext der im Zentrum stehenden Periode von 1950-1980 ist der der politischen Stabilisierung zwischen Frankreich und den beiden deutschen Staaten – DDR und BRD 1949 - während des kalten Krieges und der Ausbildung einer europäischen Identität bis 1980.
Materielle Grundlage der Forschung
Materielle Grundlage sind neben psychiatrischen Fachzeitschriften in Frankreich und Deutschland die Krankenakten der verschiedenen Schulen bzw. Universitätskliniken, die an der Prägung der konkurrierenden Denkstile und/oder Denkschulen (biologisch-genetisch, epidemiologisch, phänomenologisch) beteiligt waren.
Eine Oral History der maßgeblichen Psychiater und Psychologen sowie eine soziologische Feldstudie in Paris und Berlin werden den methodischen Zugang zur Geschichte und Bedeutung der Early Psychosis komplettieren.
"Psychiatric fringes – An historical and sociological investigation of early psychosis and related phenomena in post-war French and German societies"
Institut für Geschichte der Medizin der Charité:
Dr. phil. Emmanuel Delille | Dr. Lara Rzesnitzek
Leitung: Prof. Dr. Volker Hess
Université Paris Descartes-CERMES3:
Nicolas Henckes | Steeves Demazeux
Jean-Paul Gaudillière
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Agence Nationale de la Recherche (ANR)
Etablierung der humangenetischen Beratungsstellen in der DDR
Das Forschungsprojekt untersucht die Etablierung des humangenetischen Beratungsdienstes in der DDR im Kontext der Wechselwirkungen zwischen Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Entstehung der humangenetischen Beratungsstellen
Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit und der von der Sowjetunion übernommenen Lyssenko-Doktrin, die die Vererbung erworbener Eigenschaften postulierte und die Genetik als pseudowissenschaftlich brandmarkte, wurde humangenetische Forschung in der DDR bis in die späten 1960er Jahre nur in geringem Umfang betrieben. Im Rahmen der sogenannten Biologieprognose setzten sich Wissenschaftler 1966 für eine weiterführende Forschung auf diesem Gebiet ein. Dabei verwiesen sie auf die fortschreitende internationale Entwicklung auf diesem Feld.Fünf Jahre später (1971) startete das Forschungsprojekt Humangenetik, dessen vorrangiges Ziel im Aufbau eines humangenetischen Beratungsdienstes lag. Mitte der 1980er Jahre verfügte jeder Bezirk der DDR über eine humangenetische Beratungsstelle. Die humangenetische Beratung diente somit als Transmissionsriemen für die praktische Anwendung moderner molekulargenetischer Erkenntnisse.
Forschungsfragen
- Auf welche bereits bestehenden medizinischen Strukturen wurde dabei zurückgegriffen, welche Traditionslinien verfolgt bzw. von welchen sich bewusst distanziert?
- Wie gestaltete sich die humangenetische Beratung im Spannungsfeld zwischen gesundheitspolitischen Vorgaben der SED, internationalem Wettbewerb, mangelnden Ressourcen und den Interessen der Humangenetiker_innen?
- Und welche Rolle kam der Öffentlichkeit bzw. einzelnen Teil-Öffentlichkeiten zu, die immerhin potentielle Adressaten jener Beratungstätigkeit waren?
Diesen Fragen wird anhand der Dokumente verschiedener beteiligter Institutionen, anhand zeitgenössischer Publikationen und mit Hilfe von Zeitzeugeninterviews nachgegangen.
Kontakt
Dr. Susanne Doetz
Laufzeit: 2013 - 2016
Förderung: GEPRIS ist ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
DFG Forschergruppe "Kulturen des Wahnsinns"

Die Forschergruppe Kulturen des Wahnsinns untersucht die Schwellenphänomene der urbanen Moderne (1870-1930)
Ziel des Forschungsverbundes ist es, eine moderne Kulturgeschichte des Wahnsinns zu entwickeln. Es werden jene Diskurse, Praktiken und Techniken untersucht, mit denen der Wahnsinn zwischen 1870 und 1930 in die Gestaltungen und Vielfalt unseres modernen Verständnisses ausdifferenziert wurde. Wir betrachten "Wahnsinn" als Feld einer Neubestimmung von Subjektivität und Individuation, die sich in den Jahren zwischen der Gründung des Deutschen Reiches und dem Vorabend des Faschismus vollzog und den Beginn einer "urbanen Moderne" markiert.
Wir untersuchen "Wahnsinn" unter dem epistemologischen Ansatz eines Schwellenraumes, der sich für einen interdisziplinären Zugriff anbietet, da er es erlaubt, Ausdrucks-, Regulierungs- und Diskursivierungsformen im urbanen Setting zu analysieren.
Projekte am Institut:
Die Revolution als "psychopathologische Fundgrube. Städtische Lebenswelten, Kriegsfolgen und Krisenbewältigung aus psychiatrischer Sicht (Berlin 1918-1923)
Leitung: PD Dr. Thomas Beddies
Mitarbeiter/innen: Dr. Petra Fuchs, Wolfgang Rose, M.A.
Urbane Störungen in psychiatrischer Behandlung. Praktiken, Räume und Wissenstechniken der Berliner Nervenklinik, 1870-1930
Leitung: Prof. Dr. Volker Hess
Mitarbeiter/innen: Alexander Friedland, Dr. Rainer Herrn, Dr. Sophie Ledebur, Marie Schlotter
Wahnsinn in der Stadt: Wege, Orte, Einrichtungen in Berlin, 1870-1930.
Leitung: Prof. Dr. Volker Hess, Prof. Dr. Beate Binder
Mitarbeiter: Sven Bergmann, Kelly Miller
Beteiligte Einrichtungen
Charité-Universitätsmedizin Berlin
Humboldt-Universität zu Berlin
Technische Universität Berlin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Zentrum für Literatur-und Kulturforschung Berlin
Wahnsinnsgeschichte(n), Interventionen und kein Ende…
Abschlussveranstaltung der DFG-Forschergruppe "Kulturen des Wahnsinns" am 3. Juli 2015
Beginn: 16.00 Uhr - 20.00 Uhr
Ort: Ambulatorium im RAW-Gelände, Revaler Straße 99, Berlin-Friedrichshain, U-Bahnstation Warschauer Straße
Moderation: Tina Mendelsohn
Musikalische Begleitung: Ugo d'Orazio
Kontakt
Sprecher: Prof. Dr. Volker Hess (Berlin)
stellv. Sprecher: Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach (Hamburg)
Förderung: DFG FOR 1120
Laufzeit: 01.2009-01.2015
DFG-Forschergruppe 1120
Festschrift zum 50. Jahrestag der Deutschen Gesellschaft für Immunologie
Erarbeitung des historischen ersten Teils einer aus drei Teilen bestehenden Festschrift zum 50. Jahrestag der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie
Laufzeit: 12.2016 - 07.2017
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Frau Dr. Annette Hinz-Wessels
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
Förderung: Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V.
Gedenkbuch zu den NS-Krankenmorden in Berlin-Buch
Erstellung eines Gedenkbuchs der ehemaligen III. Heil- und Pflegeanstalt Berlin-Buch zur Erinnerung an die Opfer der NS-Krakenmorde
Laufzeit: 03.2015 - 12.2016
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Herr Dr. Dietmar Schulze
Projektleitung: Prof. Dr. Thomas Beddies
Förderung: Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Ärztlicher Alltag in Thüringen im 18. Jahrhundert
Die Praxisjournale eines Arztes aus Suhl/Thüringen, 1750-1763
- Zielsetzung des Forschungsprojektes ist
- die Rekonstruktion einer ärztlichen Praxis aus der Mitte des 18. Jahrhunderts als Fallbeispiel einer Praxis im sozialen Kontext
- die Untersuchung von ärztlichen "Aufschreibetechniken"
- und die Herausarbeitung ihrer Funktion als Wissenstechnik
Materiale Grundlage des Forschungsvorhabens ist ein Praxistagebuch, das auf 1.200 Seiten die praktische Tätigkeit eines Suhler Arztes von 1750 bis 1763 dokumentiert. Drei zunächst banal erscheinende Ergebnisse der Voruntersuchung fallen besonders ins Auge, da sie im Widerspruch zur rezenten Forschung stehen:
- Der Arzt ging nicht auf Reisen, sondern praktizierte im eigenen Haus.
- Ein Drittel der Klientel wurde nur über Boten behandelt.
- Der Arzt beschränkte sich ausschließlich auf "innere Kuren" und enthielt sich jedes Übergriffs in das chirurgische Fachgebiet.
Diese Besonderheiten des ärztlichen Alltags im 18. Jahrhundert werden in dem Projekt näher in den Blick genommen und analysiert.
Methodik
Um diese Erkenntnisse für eine historische Interpretation fruchtbar zu machen, ist ein eingehender Vergleich mit den empirischen Untersuchungen zur Ärztlichen Praxis notwendig. Dies erfolgt auf mehreren Wegen: über die Auswertung weiterer im Journal dokumentierter Praxisjahre, durch das Heranziehen neuer Quellenmaterialien, durch die Rekonstruktion des Aufschreibesystems der Praxisdokumentation sowie die Überprüfung der praktischen Relevanz des semiotischen Handlungsmodells und dessen Bedeutung für das ärztliche Denken und Handeln.
Kontakt
Dr. des. Ruth Schilling, Leitung: Prof. Dr. Volker Hess
Förderung:DFG Projekt He 2220/14
Laufzeit: 5.2009-12.2012
Forschungsverbund: Das Projekt ist Teil des von der DFG geförderten Forschungsverbundes "Ärztliche Praxis, 17.-19. Jahrhundert" (Sprecher: M.Stolberg) mit Teilprojekten unter Leitung von Martin Dinges (Stuttgart), Karin Nolte (Würzburg), Marion Maria Ruisinger (Ingolstadt), und Michael Stolberg (Würzburg) sowie Kooperationsprojekten in Innsbruck (Elisabeth Dietrich-Daum), Bern (Hubert Steinke) und Zürich (Iris Ritzmann).
Graduiertenkolleg "Geschlecht als Wissenskategorie"
Die Geschlechter- bzw. Genderforschung ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das in den letzten Jahrzehnten entscheidend dazu beigetragen hat, die Konzeptionen von Geschlecht in vielen Disziplinen grundlegend zu reflektieren.
Das Graduiertenkolleg greift einen interdisziplinären Ansatz auf
- um die für die einzelnen Disziplinen charakteristische Formierung von Geschlecht als Wissenskategorie zu untersuchen
- um vergleichend die Differenzen zwischen den Disziplinen wie auch die Gemeinsamkeiten im Umgang mit dieser Wissenskategorie herauszuarbeiten.
Das Kolleg rekurriert auf die immer deutlicher werdenden Überschneidungen zwischen der Wissenschaftstheorie und -geschichte einerseits und der Geschlechterforschung andererseits, die sich aus ihrer Funktion als wissenschaftskritische und -reflektierende Fachgebiete ergeben.
Das Graduiertenkolleg verfolgt die Ziele
- das kritische Potential der Geschlechterforschung für die innerdisziplinäre Reflexion der epistemologischen Grundlagen des Wissens fruchtbar zu machen
- der Geschlechterforschung eine tragfähige methodologische Basis zu geben.
Kontakt
Sprecherin: Prof. Dr. Claudia Bruns, Humboldt-Universität, Philosophische Fakultät III, Inst. f. Kulturwissenschaft, Georgenstr. 47, 10117 Berlin, t: +49 30 2093 - 662 74 (Sekr.), E-Mail
Stellvertretender Sprecher: Prof. Dr. Volker Hess, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Zentrum für Human- und Gesundheitswissenschaften, Institut für Geschichte der Medizin, Thielallee 71, 14195 Berllin, t: +49 30 450 529 - 031, f: +49 30 450 529 - 901
Förderung:DFG (GRK 1014/1)
Die Geschichte des Robert-Koch-Instituts im Nationalsozialismus
Die Geschichte des Robert-Koch-Instituts im Nationalsozialismus ... mehr
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Dr. Annette Hinz-Wessels, Dr. Anja Laukötter
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess | Histor. Kommission zur Geschichte des RKI im NS
Psychochemicals crossing the wall
Psychochemicals crossing the wall. Die Einführung der Psychopharmaka in der DDR, 1952-1989 ... mehr
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Dr. Viola Balz, Dr. Ulrike Klöppel
Laufzeit: 2.2008 - 3.2012
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
Förderung: DFG-Projekt (He 2220/7)
From Advertisement to Marketing
Pharmaceutical enterprises, patients, physicians and the construction of medical markets (GEPHAMA) Dieses deutsch-französische Verbundprojekt untersucht die Entwicklung des Marketings moderner Arzneimittel in Deutschland und Frankreich und eröffnet damit einen Zugang zu Entstehung und Ausbau des modernen medizinischen Marktes im 20. Jahrhundert. Dessen Entwicklung nach 1945 war geprägt von:
- industrieller Massenproduktion
- dem Einsatz moderner Medien
- der wachsenden Spezialisierung und Differenzierung bei gleichzeitiger Internationalisierung
- und nicht zuletzt von der Einlösung der Versprechungen der therapeutischen Revolution nach Ende des 2. Weltkrieges
Alle diese Faktoren haben zur Entwicklung eines von zunehmender Komplexität geprägten Netzwerkes von Akteuren, Institutionen, Interessen und Machtstrukturen geführt.
Als vergleichend angelegte Studie nimmt das Projekt im Sinne der histoire croisée (entangled history) vergleichbare und international überlappende Ereignisse wie die Entdeckung neuer Drogen und andere Entwicklungen in je eigenen nationalen Ausprägungen in den Blick und zwar vor allem im Hinblick auf die Herausforderung durch die amerikanischen Erfolge in der Verbindung von Forschung und Marketing.
Im Rahmen von Fallstudien zu einzelnen Medikamentengruppen wird herausgearbeitet, welche je spezifisch nationalen Antworten sowohl die westdeutsche als auch die französische Forschung und Industrie sowie die Rechts- und Sozialsysteme auf diese Herausforderungen durch die USA formulierten und welche Kultur des Marketings sich aus dieser Konfrontation entwickelte.
Deutsch-französisches Kooperationsprojekt
MitarbeiterInnen für die deutsche Seite:
Dr. phil. Ulrike Thoms
Stephan Felder, M.A. (Stud. HK)
Projektleitung:
Prof. Dr. Volker Hess
Projektleitung für die französische Seite:
Dr. Jean Paul Gaudillière, CERMES / INSERM N.N.
Förderung:
DFG (He 2220/13) und ANR (Agence Nationale de Recherche)
Laufzeit 2.2009 - 9.2012
Standard Drugs and Drugs Standards
Standard Drugs and Drugs Standards: a comparative historical study of pharmaceuticals in the 20th century ... mehr
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Birgit Ramsingh
Laufzeit: 3.2008 - 2.2013
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
Förderung: ESF
Industrialisierung experimentellen Wissens
Wissenschaftliche Mitarbeiter: Axel Hüntelmann, Jonathan Simon, Ulrike Klöppel
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
Förderung: DFG-Projekt (HE 2220/4-1 und 2)
Die Wahrnehmung psychischen Krankseins in den Krankenakten der Berliner Charité, 1880-1900
Die Wahrnehmung psychischen Krankseins in den Krankenakten der Berliner Charité, 1880-1900 ... mehr
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Annett Bretthauer
Projektleitung: Prof. Dr. Volker Hess
Förderung: DFG-Projekt (HE 2220/6-2)